In Pauls Schuhen, Teil 19

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Paul konnte mich nicht so recht überzeugen. Das würde niemals gut gehen. Mutter war so anders als ich. Plötzlich stand sie vor uns. „Habt ihr was zu verheimlichen,“ grinste sie uns an „oder warum steht ihr hier rum und tuschelt.“ „Wir tuscheln nicht, Mutter“, antwortete ich gereizt. „Wir überlegen.“ „Passt mal auf ihr beiden. Vielleicht reizt euch das. Ich habe Geld von einer Cousine geerbt. Sie hat keine Nachkommen. Ihr braucht nichts zu bezahlen. Das Haus ist auch groß genug, um uns aus dem Weg zu gehen.“ Paul strahlte mich an und wartete auf ein Ja von mir. Ich wusste genau was er dachte. Er würde rund um die Uhr verwöhnt werden und könnte kostenfrei leben. Das was er an Miete sparte, hatte er wieder für seine Frauen. „Du hast uns von einer Cousine nie etwas erzählt.“ „Ach Ginger, muss ich denn alles erzählen. Genügt denn nicht, dass ich das Geld geerbt habe und wir uns nun ein schönes Leben machen können.“ „Ich bin jedenfalls dabei“, warf Paul ein. Ich zögerte immer noch. „Nun gut. Ich bin bereit mir das Haus einmal anzusehen und dann entscheide ich für mich.“ Mutter klatschte in die Hände. „Damit kann ich leben“, strahlte sie mich an. In dieser Nacht machte ich kein Auge zu.

Am anderen Morgen stürmte Mutter ohne anzuklopfen oder irgend eine Vorwarnung in mein Schlafzimmer. „Ginger steh auf. Ich habe für heute Morgen einen Besichtigungstermin für uns alle bekommen.“ Ich wusste nicht recht wie mir geschah und dachte zuerst, es sei wieder einer dieser Albträume, die ich ab und zu von Mutter hatte. Sie zog mir die Decke weg und grinste mich an. „Was soll das denn? Wie viel Uhr ist es überhaupt?“ Ich kochte innerlich vor Wut. „Es ist kurz vor sechs.“ Ich stand plötzlich vor dem Bett und schrie Mutter an. „Das war das erste und letzte Mal, dass du so in meinen Privatbereich eingedrungen bist. Merke dir das.“ „Kindchen, reg dich doch nicht so auf. Du bist wie dein Vater.“ „Lass mich mit meinem Vater in Ruhe. Ich kann und will mich nicht an ihn erinnern.“ „Also Ginger, was ist jetzt? Paul ist bei der Besichtigung dabei.“ „Ich muss in die Boutique. Tut mir leid.“ „Ach was, das musst du nicht. Ich habe Barbara schon per Handy eine Nachricht geschickt, dass du heute nicht kommen kannst.“

Ich ließ mich aufs Bett sinken und Mutter quietscht vor Freude. Paul stand mittlerweile im Türrahmen. „Und wie sieht es aus, Gingerlein. Bist du dabei?“ „Hm“, gab ich mürrisch zur Antwort. Das Haus zu besichtigen konnte ja nicht schaden.

Beim Frühstück sagte ich kein Wort. Paul und Mutter unterhielten sich anregend. Für beide schien es schon klar, dieses Haus zu beziehen. Paul stieß mir in die Seite. „Ginger, das Haus soll wunderschön sein und ein Garten ist auch dabei.“ Er benahm sich wie ein kleines Kind. Paul und Garten. Das passte gar nicht zusammen. Ich sah mich schon auf den Kien das Unkraut jäten. Paul saß derweil mit seinen Frauen auf der Terrasse und Mutter lag telefonierend im Liegestuhl. „Ginger, bringst du Paul, seiner Gefährtin und mir bitte etwas zu trinken. Ach, und vergiss das Unkraut vor dem Haus nicht.“

Ich war mit meinem Gedanken so weit weg, dass ich das Klingeln an der Tür zuerst nicht hörte. Es war mittlerweile acht Uhr geworden, aber wir erwarteten niemanden. Kurz darauf stand Paul mit Sandy im Esszimmer. „Diese Häschen behauptet, hier würde ein Tom wohnen.“ Ich starrte beide fassungslos an.

Fortsetzung folgt…

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